„Dasjenige, was wir heute brauchen, ist ein unmittelbares Hineinarbeiten ins Leben, ein Sehen dessen, was in den Menschen ist und sein kann. Und diesen Unterschied der anthroposophischen Bewegung gegenüber anderen Bewegungen, den müsste man sich bestreben, der Welt klar zu machen: ihr Umfassendes, ihr Unvoreingenommenes, ihr Vorurteilsloses, ihr Dogmenfreies: dass sie bloß eine Versuchsmethode des allgemein Menschlichen und der allgemeinen Welterscheinungen sein will.“ (Rudolf Steiner, 19. August 1923 in Penmaenmawr, GA 259)
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Die ersten Schritte der geistigen Forschung beruhen auf der Fähigkeit, in Anknüpfung an die Sinneserfahrung ein seelisch-geistiges Nachbild in der Seele entstehen zu lassen. Von diesem Nachbild ausgehend setzen wir einen Lebens- und Empfindungsprozess in Gang, der das Wesenhafte stufenweise zum Vorschein bringt. So entbinden wir auf schöpferische Weise den Geist, der in jeder Sinneswahrnehmung schlummert. Wir „stimmen“ unsere Seele so, dass sie zum aktiven Auffassungsorgan für die Tätigkeit des Geistes wird, der überall im Hintergrund der Sinneswahrnehmung am Werk ist. Wir lernen, im Inneren der Welt zu lesen und zu hören.
Im herkömmlichen Wissenschaftsprozess werden Vorstellungen und Begriffskonstruktionen meist seelenlos zu den Wahrnehmungen hinzugefügt und somit vom Menschen wie verbrauchte Luft „ausgeatmet“. Durch den Schulungsweg können wir durch eine Art „geistig-seelischer Atmung“ etwas innerlich Lebendiges in die Welt bringen. Wir bringen durch Imagination, Inspiration und Intuition die in den Sinneseindrücken verborgenen Weltgedanken ans Licht.
Damit dies gelingt, muss in Denken, Fühlen und Wollen das Leibfreie vom Leibgebundenen unterschieden werden. Sonst werden die Nachbilder durch leibgebundene Kräfte und Emotionen verfälscht. Ein Veredelungsprozess des Denkens, Fühlens und Wollens ist für die Nachbildentwicklung unverzichtbar. Durch die Unterscheidung entwickelt sich nicht mehr nur der Kopf, sondern der ganze innere Mensch zum Erkenntnisorgan. Als Grundlage dienen das anthroposophische Studium in Verbindung mit Übungen der Selbsterziehung und der Lebensverarbeitung, wie z.B. den Nebenübungen.
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Das hat zur Folge, dass die vorher unbewusste Lebensführung des Menschen nun zunehmend in Selbstführung und selbstverantwortliches Handeln übergeht. Die Kräfte des Denkens, Fühlens und Wollens werden an der Schwelle von ihren unbewussten Verhaftungen und Gewohnheiten befreit und vom Bewusstsein her neu belebt. Die Seele empfindet und „hört“ ihr höheres Selbst im Umkreis und lernt, aus einer solchen Empfindungsgrundlage heraus in der Welt zu wirken. In ihr wird das Schöpferwort geboren. Aus diesem Verständnis arbeiten die anthroposophischen Heilpraktiker.
Die letzte Meditation, die Rudolf Steiner zugleich auch den Priestern für ihren Heilauftrag mitgegeben hat, fasst das Leitbild für anthroposophische Heilkunde in die nachhaltigen Worte:
„Ich werde gehen den Weg,
Der die Elemente in Geschehen löst
Und mich führt nach unten zum Vater
Der die Krankheit schickt zum Ausgleich des Karma
Und mich führt nach oben zum Geiste
Der die Seele in Irrtum zum Erwerb der Freiheit leitet
Christus führt nach unten und nach oben
Harmonisch Geistesmensch in Erdenmenschen zeugend."
(Rudolf Steiner, Mantrische Sprüche und Seelenübungen II. 1903-1925. GA 268, S. 317)
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Die Esoterik Anthroposophischer Heilpraktiker
Das Thema der Schwelle, der Unterscheidung zwischen drinnen (esoterisch) und draußen (exoterisch) tritt ins Bewußtsein! Ich-Stärke ist notwendig in der Begegnung mit dem Hüter!
Die Esoterik des Anthroposophischen Heilpraktikers bezieht sich auf die Begründung der Neuen Mysterien bei der Weihnachtstagung 1923/24. Diese Mysterien sind Willensmysterien! D.h.: Sie erschließen sich in Folge einer freien Willenshandlung.
1. Schwellenübertritt: Eintritt in die Anthroposophische Gesellschaft
2. Schwellenübertritt: Eintritt in die Michaelschule – Verantwortung für die Repräsentanz der Anthroposophie in der Welt
3. Schwellenübertritt: Die Raphael-Mysterien
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Bisherige Gesichtspunkte aus der Leitbildarbeit: Bezug der verantwortlich gestaltenden Mitglieder der AGAHP zur Anthroposophischen Esoterik im allgemeinen: Mitgliedschaft in der AAG: Weihnachtstagung, Michaelschule.
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Berufsspezifische esoterische Bezüge:
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Das biografische Moment der Ergreifung des Heilerwillens (Karmaerkenntnis)
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Die Hinorientierung auf das Urbild des Menschen (Christuserkenntnis)
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Die Aufgabe, Heilpraktikermethoden mit Hilfe des Erkenntnisweges anthroposophisch zu vertiefen. (Karmische Aufgabe der Heilpraktiker)
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Die karmische Begegnung zwischen Patient und AHP jenseits von Kassenwesen - und unabhängig von automatisch erfolgenden Überweisungen. (Freier Wille!)
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„Heilung ist nur möglich im Sinne des Karma“
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Der anthroposophische Schulungsweg ist eine Willenseinweihung! D. h.: Es bedarf einer Tat aus freiem Willen, um das zu bewirken, was sein soll. Es geht nicht nur darum, was gesagt oder getan wird, sondern auch darum, wie und vor allem WER es sagt oder tut. Es geht darum, sich in den richtigen karmischen Zusammenhang hineinzustellen, damit geschehen kann, was geschehen soll.
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Benötigte Materialien
Papier (Format mindestens DIN A3), Bleistift, Buntstifte, Wachsmalstifte
Literaturtipps
Adolf Baumann: Wörterbuch der Anthroposophie Taschenbuch, ISBN-13 : 978-3478084468
Rudolf Steiner: Der Hüter der Schwelle, GA 14
Hinter dem Begriff des Hüters der Schwelle verbirgt sich ein Erlebnisraum, den Rudolf Steiner in detailliertester Weise ausgeleuchtet hat. Ob vom kleinen, großen oder unechten Hüter die Rede ist, wer sich in die Angaben vertieft, die hier ausführlich zusammengestallt und sorgfältig kommentiert sind, erfährt Wesentliches für seinen meditativen Weg. Dass die radikale Begegnung mit den eigenen unerlösten Seiten auch historische Dimensionen besitzt, verleiht dem Thema eine geradezu brisante Aktualität.
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